Grob gestrickt, aber stellenweise sehr amüsant

„The Kill Room“ von Nicol Panone

von Renate Wagner

The Kill Room
USA 2023

Regie: Nicol Paone
Mit: Uma Thurman, Joe Manganiello, Samuel L. Jackson u.a.
 
Es beginnt wie ein brutaler Gangsterfilm, es endet auch so, und zwischendurch wird man immer wieder daran erinnert, mit welch scheußlichen Kriminellen man es zu tun hat. Kurz, es scheint, als hätte Regisseur Nicol Paone eine Geschichte zu bieten, für die man nicht ins Kino ginge. Aber!
Aber sie durchwebt sich aufs ergötzlichste mit einer Parodie auf den Kunstmarkt, was natürlich nicht neu, aber gewissermaßen immer komisch ist. Und denkt man an den Fall André Heller, weiß man, wofür manche Leute gigantische Summen verlangen und bekommen… und was steckt eigentlich dahinter? Eben.
Patrice Capullo allerdings bekommt erst einmal gar nichts, denn ihre New Yorker Galerie ist nicht „in“ (wenngleich sie natürlich im Kreis der Art-Dealer mitschwimmt). Für ihr momentanes Aushängeschild, eine farblose junge Dame, kann sie nichts verkaufen, worauf diese sie auch noch verlassen will. Und ihre asiatische Assistentin schüttelt sichtbar den Kopf über die Chefin.
 
Das ist nach langer Zeit wieder eine große Rolle für Uma Thurman (weshalb sie wohl auch unter den Produzenten des Films figuriert), aber ihre großen Tarantino-Triumphe sind zwanzig bis dreißig Jahre her, und sie möchte mit Mitte 50 immer noch mit langem Blondhaar aussehen wie einst. Dem kritischen Blick hält das Äußere nicht stand, aber wie sie die Frau spielt, die auf mehr als schwankenden Brettern jongliert und der Welt immer noch vormachen will, „in“ und „erfolgreich“ zu sein, das ist gewissermaßen dem Leben abgeschaut.
Die Grundideen des Films sind, wie gesagt, nicht neu: Daß man den Kunstmarkt zur Geldwäsche benützen kann – geschenkt, das passiert vermutlich jeden Tag. Und daß man Künstler „machen“ kann, darüber hat Wolfgang Bauer mit „Change“ schon ein einst witziges Theaterstück geschrieben.
Wenn nun ein Vollblut-Ganove wie Gordon Davis – ein Schwarzer, der sich gelegentlich als Jude ausgibt, angeblich eine Bäckerei betreibt und von Samuel L. Jackson mit voller Lust am Unsinn gespielt wird – auf die Idee kommt, via Kunsthandel das Geld zu waschen, das er mit den Auftragsmorden verdient, die Reggie Pitt ausführt – da kann Patrice mit ihren Geldnöten nicht lange die „Moralische“ spielen. Aber sie möchte für die getürkten Schecks, die sie ausstellt, auch irgendetwas vorweisen – und so wird Reggie vor die Leinwand gezwungen und muß malen, egal was. Kommt nicht darauf an. Ist sowie nur Fake.
 
Na ja, und es kommt, wie es kommen muß – das Geschmiere des Laien, von Patrice als Werke eines geheimnisvollen „Bagman“ angeboten (den Begriff kennt jeder Filmfans aus den Horror-Movies), wird zum Hit hochgeschaukelt, jeder will seine Werke haben, die Preise schnellen in die Höhe, Reggie muß malen und malen (dabei kann er mit seinem Spezialwerkzeug, einem über den Kopf zu ziehenden Nylonsack, viel besser killen…). Und Darsteller Joe Manganiello begnügt sich nicht mit gutem Aussehen, sondern wird sehr drollig, wenn er anfängt, das Geschwätz zu glauben, das über seine Werke abgesondert wird – und auf einmal wie ein „Künstler“ agiert.
Je geheimnisvoller man den „Bagman“ anpreist, umso hektischer wird das allgemeine Interesse. Dabei begegnet man den üblichen Figuren dieser Welt – die gierigen, millionenschweren Käufer, Larry Pine und Candy Buckley, die geradezu darum betteln, ihr Geld unverschämten Ausmaßes los zu werden), die neidischen Konkurrenten, die unverschämten, sich ihrer Macht bewußten Journalisten, (Debi Mazar) und schließlich ein Oligarch (Alexander Sokovikov), dem man nicht nein sagen darf.
Nur so viel, daß am Ende wieder der brutale Gangsterfilm herrscht und Mord als Video-Kunst heftig akklamiert wird – das ist tatsächlich unsere Welt. Und bis dahin hat man sich bei einer grob gestrickten, aber stellenweise sehr amüsanten Kunsthandel-Satire gut unterhalten. Möglicherweise ist daran nicht alles so unglaubwürdig, wie es scheint.